Was ist Polizeipsychologie?

Erste Hinweise auf psychologische Tätigkeiten bei der Polizei deutschsprachiger Länder finden sich in den frühen 20er Jahren, insbesondere zur Eignungsabklärung für zukünftige Polizistinnen und Polizisten. 1969 begann die Stadtpolizei Zürich mit der Ausbildung der ersten beiden Polizeipsychologen. Die Anforderungen haben sich seither verändert und an die heutige Zeit angepasst. Inzwischen beschäftigen fast alle Schweizer Polizeikorps psychologische Fachpersonen. Es existiert aber nach wie vor kein einheitliches Berufsbild Polizeipsychologie.

Der Beruf ist sehr abwechslungsreich, aber auch durch die verschiedenen Rollen sehr anspruchsvoll. Erfreulicherweise kann heute festgestellt werden, dass es zur Psychologie bei der Polizei deutlich weniger Berührungsängste gibt als noch vor 30 Jahren. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass die psychologischen Beiträge nicht mehr als Konkurrenz zu einsatztaktischen Grundsätzen gesehen werden, sondern als deren sinnvolle Ergänzung.

Zu den Aufgaben von Polizeipsychologinnen und -psychologen gehören die folgenden Bereiche, welche aber je nach Polizeikorps auch durch andere Dienste übernommen werden können:

  • Lehrtätigkeit bei Aus- und Weiterbildungen innerhalb des Polizeikorps
  • Coaching und Beratung von Polizistinnen und Polizisten sowie ziviler Mitarbeitender der Polizei
  • Mitarbeit bei der Personalentwicklung sowie Beratung von Führungspersonen
  • Mitarbeit bei der Selektion von Mitarbeitenden und Kadern
  • Unterstützung bei polizeilichen Einsätzen wie beispielsweise Risikoeinschätzungen oder Verhandlungssituationen
  • Notfallpsychologische Betreuung von Polizistinnen und Polizisten
  • Betriebliche Untersuchungen
  • Netzwerkpflege (Öffentlichkeitsarbeit)

Der Beruf übt auch auf aussenstehende Personen eine grosse Faszination aus. Schweizweit existieren lediglich um die 80 Stellen in diesem Bereich, was ein Fuss fassen in diesem Themengebiet insbesondere für fachfremde Personen oder Studierende erschwert.

Der Werdegang, resp. Ausbildung zur Polizeipsychologin / zum Polizeipsychologen verläuft sehr unterschiedlich. Einige waren vorher bei der uniformierten Polizei tätig und studierten dann berufsbegleitend Psychologie. Andere haben ihren Abschluss auf akademischem Weg erworben und sind dann über verschiedene Wege als Quereinsteigende zu den jeweiligen Polizeikorps gestossen. Erfahrungen im polizeilichen oder einem anderen «Blaulicht-»Umfeld sind in jedem Fall von Vorteil und ein Masterabschluss vielerorts Voraussetzung.

Die raren Praktikumsstellen werden nicht zentral über die Assoziation der Polizeipsychologinnen und -psychologen der Schweiz (APPS) verwaltet. Interessentinnen und Interessenten müssen sich direkt an die kantonalen Polizeikorps wenden.

Quelle: Dinkelacker, H. (2001). Polizeipsychologie in der Schweiz. Unveröffentlichter Artikel der Fachstelle Psychologie und Organisationsberatung POB, Stadtpolizei Zürich.

Was-ist-Polizeipsychologie-Dinkelacker-2001.pdf 142 KB Adobe PDF-Datei 15.03.2024 14:44